Aus der Geschichte unserer Kirche „Maria zur Weiden“
Autorin: Petra Richter im Auftrag des Kirchenvorstands
Kirchenchronik
1800 - 800 v. C. | In der Ortslage Crossen wurden Scherben mit Besenstrich- und Fingertupfenverzierung gefunden, die ebenfalls in die Bronzezeit gehören.
1118 | Die Stadt Zwickau und das umliegende Gebiet gehörten im 12 Jahrhundert als Lehen der Tochter des Grafen Wiprecht von Groitzsch. Sie stiftete die am 8. 5. 1118 geweihte Marienkirche, die dem Benediktinerkloster Bosein bei Zeitz übergeben wurde. Wir dürfen mit einiger Sicherheit annehmen, dass unser Dorf und Kirche schon in dieser Zeit bestanden hat.
1219 | Erst 100 Jahre später, im Spätsommer 1219, wird in einer Urkunde des Markgrafen Dietrich von Meißen eine Kapelle in Crossen erwähnt. Um die Gewähr zu haben, dass ein Kaplan der Marienkirche, später der Moritzkirche des Dorfes Osterweih bei Zwickau, die Gottesdienste und Amtshandlungen in Crossen versorgte, mussten die Crossener 20 Scheffel Getreide zahlen.
1476 | An der Stelle der alten Kapelle (dem heiligen Michael geweiht) wurde eine neue Kirche erbaut, bezeichnet als neue Kapelle „Unserer lieben Frauen zur Weiden“, der Patronin der Korbflechter. Dieses Handwerk wurde in Crossen traditionell betrieben.
1529 | In diesem Jahr wurde in unserem Crossener Gotteshaus zum ersten Mal evangelischer Gottesdienst gefeiert. Ein ehemaliger Mönch, Magister Braun (Brauer?) aus Zwickau, war der erste evangelische Pfarrer in Crossen. Martin Luther selbst hatte ihn als brauchbaren Mann für die evangelische Sache empfohlen.
1533 | Langhaus und Turm (Dachreiter) wurden angebaut.
1536 | In diesem Jahr wurde das Grünhainer Kloster aufgelöst. Das Kirchenpatronat für unseren Ort fiel der Stadt Zwickau zu, die es seinerseits dem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen übertrug. So kam es, dass bis zum Jahre 1918 der jeweilige sächsische Fürst bzw. König und nach der Konversion August des Starken das Kultusministerium über die Frage der Pfarrstellen und Lehrerbesetzung in Cros-sen direkt zu entscheiden hatte.
1579 | Nachdem durch kurfürstlichen Befehl allen Pfarrern zur Pflicht gemacht worden war, Geburts- bzw. Tauf- sowie Trau- und Sterberegister zu führen, können wir etwas besser und genauer Einblick in das Leben unserer Vorfahren nehmen. Die ältesten Eintragungen in unseren Kirchenbüchern stammen aus dem Jahre 1579.
1604 | wird uns die erste Innenerneuerung durch einen Werdauer Maler gemeldet, die 31 Gulden kostete. 1687 und 1697 folgten die nächsten Erneuerungen.
1618 - 1648 | In der Zeit des 30-jährigen Krieges schweigen sich Urkunden und Kirchenbücher über Jahre hinweg über Geschehnisse unseres Ortes aus. Wir können an dem Fehlen von Tauf- und Traueinträgen ermessen, wie viel Not und menschliches Leid dieser Krieg unseren Vorfahren gebracht hat.
29. September 1632 | (Michaelis) Kroatische Soldaten ritten in unser Gotteshaus hinein und schossen den gerade predigenden Pfarrer Hartmann von der Kanzel. Sein Nachfolger war nicht viel glücklicher dran. Er starb an der Pest ein halbes Jahr später, die in unserem Ort allein im Jahr 1633 183 Todesopfer forderte. Das dürfte fast die Hälfte der Einwohnerschaft gewesen sein.
1639 | Eine Urkunde aus dem Jahre 1651 vom Turmkopf unserer Kirche berichtet, dass durch schwedische Soldaten die ganze Kirchstraße eingeäschert worden ist. Das Kirchgebäude selbst blieb – wie auch in späteren Jahrhunderten – vom Brand verschont.
Innenaussattung
1477 | Der älteste erhaltene Einrichtungsgegenstand unserer Kirche ist ein Lesepult. Es trägt die eingekerbte Inschrift: „Anno dm 1477 Nicolaus puchenröder dr Koburgk p in lawenhayn ptbus“
1520 | hatte unsere Kirche von dem Schüler des Zwickauer Bildschnitzers Peter Breuer, Leonhard Herrgott, ihren schönen Flügelaltar erhalten. Er enthält 5 geschnitzte Frauenfiguren: Maria mit dem Jesuskinde umgeben von St. Barbara (l.) und Katharina, auf dem rechten Flügel Margaretha, auf dem linken Rosalia (Doro-thea?), darunter in einer kleinen Predella das heilige Abendmahl. Die Rückseiten der Flügel zeigen die in Leimfarbe gemalten Figuren der Apostel Petrus und Paulus.
1705 | wurde das Innere völlig umgestaltet. Die ganze Kirche wurde mit Ziegeln gepflastert, der Altar erhöht und mit 2 Stufen versehen.
1827 - 1829 | Wegen der in Mosel abgebrannten Kirche kamen die Moseler, Oberrothenbacher und Helmsdorfer nach Crossen zum Gottesdienst. Der Taufstein (Sandstein-kelch, im achteckigen Knauf die Buchstaben C H R I S T U S) ist ein Dankeschön für die mehr als 2-jährige Beherbergung. Eine andere Version besagt, dass die bronzene Taufschale geschenkt wurde. Dies belegt auch die darauf vermerkte Inschrift.
1847 | bekam unsere Kirche die äußere Gestalt, die sie bis heute beibehalten hat. Neu eingebaut wurden damals 2 Betstübchen: das eine für Pfarre und Schule, das andere für die Müllersleute.
1888 | erfolgte unter Leitung von Dr. Oscar Mothes (Dombaumeister) der letzte große Innenumbau. Neue Emporen, alles Gestühl und die Kanzel wurden erneuert, ein neues Eingangstor und ein Treppenhaus eingebaut. 1950 fand die bisher letzte Innenausmalung statt. (Kunstmaler Schlegel, Dresden)
1960er Jahre | Der Schalldeckel der Kanzel fiel herunter wegen starken Wurmbefalls und ging verloren. Eine Wurmbekämpfung der gesamten Kirche durch Begasung wurde erforderlich.
1979 | im Mai stürzte die Turmspitze einschließlich Kugel und Wetterhahn der Kirche herab. Ausschlaggebend dafür war die ungenügende Halterung der Spitzenkonstruktion und Holzschäden im Kaiserstil.
1993/94 | Es war endlich möglich, eine Grundinstandsetzung des Kirchgebäudes durchzuführen. Maßnahmen im einzelnen: Holzwurmbekämpfung im Dachstuhl; Kaiserstiel im Dachreiter repariert, neue Schalung, neue Schiefereindeckung, neue Turmbekrönung (Wetterhahn mit Fahne und Kugel) neues Zifferblatt; Längsisolierung der Grundmauern gegen Nässe; Außenputz erneuert sowie Fenster und Türen restauriert – Später folgte die Umgestaltung der Außenanlagen.
An Einrichtungsgegenständen und Ausstattung unseres Kirchleins hat sich im Laufe der Jahrhunderte so manche Veränderung ergeben. So wie viele erzgebirgische Kirchen hatte auch unsere Kirche ein „Bornkindl“, die Darstellung des Christkindes mit der Weltkugel in der Hand. Liebevoll wurde es vor jedem Weihnachtsfest neu mit einem teuren Spitzenkleidchen eingekleidet und auf den Altar gestellt. Doch mit Beginn des 18. Jahrhunderts ist es verloren gegangen.
Der Pfarrer in der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert scheint es sehr mit der Gemütlichkeit gehalten zu haben, denn 1798 ließ er sich auf der Kanzel einen bequemen Stuhl (Sessel) aufstellen. Ein Zeiger, also eine Sanduhr, die auf der Kanzel angebracht war, gab jedermann kund, wie lang oder wie kurz der Pfarrer gepredigt hatte. Um auch den Kirchenschließern diese Kontrolle zu ermöglichen, schaffte man sogar eine Schlaguhr an.
Merkwürdig berührt uns heute, dass 1639 noch ein neuer Beichtstuhl angefertigt und im Altarraum aufgestellt wurde. Wahrscheinlich wurde er erst 1847 entfernt, denn 1801 wurde er noch repariert, worüber eine gepfefferte Tischlerrechnung vorliegt.
Heute noch vorhanden und erwähnenswert: An der Nordseite des Chores hängt ein hölzernes Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert; am Chorbogen befestigt eine Schnitzfigur des Salvator mundi aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Aus dem Jahr 1772 stammt ein Abendmahlskelch, 20,5 cm hoch mit 8-blättrigem Fuß. Er wurde 2008 nach einem Schaden restauriert. Deckengemälde im Chorraum: Szenen aus dem Leben Christi, darunter Spruchbänder, um 1650.
Glocken
1551 | Die mittlere Glocke, die Tag für Tag die Zeiten einläutet, hat einen unteren Durchmesser von einem Meter und trägt die Inschrift: „AVS DEM OFEN FLVS ICH PETER MVLICH ZV ZWICKAV GVS MICH 1551“.
1591 | Eine Schlaguhr wird erwähnt.
1700 | Ersetzung der Schlaguhr durch eine 12 Groschen teure Sonnenuhr.
1780 | gab es wieder eine Turmuhr, denn seitdem erhielt der Schulmeister eine jährliche Vergütung, die Uhr zu stellen und auszuputzen.
bis 1904 | gab es dazu noch eine ebenso alte kleine Glocke, die wegen ihres Missklanges durch zwei neue ersetzt wurde.
1917 | Auch die beiden Ersatzglocken wurden herunter geholt.
1927 | erfolgte die Glockenweihe neuer Glocken. Im 2. Weltkrieg wurden diese Glocken ein zweites Mal demontiert.
1928 | Diese Uhr musste dann 1928 unserem heutigen elektrischen Uhrwerk weichen. (letzte Generalüberholung 2003)
1956 | hatte die Kirche wieder ihr volles Geläut, d.h. kleine Glocke (1954), die große Glocke (1956); Glockengießerei Apolda).
Anmerkung: Bei einer Begegnung mit Walter Rust aus Dedensen anlässlich eines Besuches in Crossen erwähnte dieser, dass er in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts einmal ein Zahnrad für das Uhrwerk nachgefertigt habe.
Orgel
Unsere Orgel hatte ihre erste Vorgängerin 1741 erhalten. Vorher musste der Schulmeister und Kantor stimmgewaltig als Vorsänger den Gemeindegesang anführen. Die 1. Orgel scheint ein Loch nach dem anderen in die Kirchgemeindekasse gerissen zu haben, denn schon 4 Jahre nach ihrer Aufstellung musste sie generalüberholt und gestimmt werden, da die Kirchenmäuse Holz und Leder der Bälge und Pfeifen arg zernagt hatten. In den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten hörten die Reparaturen nicht auf:
1888 | Eine neue Orgel des Orgelbaumeisters Müller aus Werdau wurde zur Kirchenerneuerung aufgestellt. Sie kostete 3035 Mark. Doch auch diese Orgel brachte keine Freude. Schon 1903 wurden die ersten Klagen laut.
1975 | Bau der dritten Orgel. Erbaut von der Fa. Schüssler, Greiz. Sie hat 11 Register und 2 Manuale.
Heizung
In den 1920er Jahren wurde mit Unterstützung der Firma Leonhardt die erste Kirchenheizung eingebaut. Der Ofen unter dem Mittelgang ist noch vorhanden aber außer Betrieb. Der dazu erforderliche Schornstein wurde 1993 abgebrochen bei Restaurierungsarbeiten an der Außenhaut der Kirche. 1976 bekam die Kirche eine Elektroheizung.
Friedhof
Unsere Kirche war früher vom Friedhof umgeben, bis seit der Choleraepidemie von 1866 ein neuer Friedhof, der jetzige, angelegt wurde. Um den alten Friedhof herum war eine feste Mauer, die von der Pfarrscheune bis zur Kirchstraße führte.