Zur Geschichte der Zwickauer Johanniskirche
Die Zwickauer Johanniskirche unseres Kirchspiels mutet auf den ersten Blick dörflich an, hat aber durch den Erweiterungsbau von 1886 im Äußeren etwas Großartiges mitbekommen: Treppengiebel nach norddeutschem Muster und neugotische Fenstergestaltung. Gekrönt wird der Bau von einem alles überragenden Dachreiter, der bereits bei der Kirchenerweiterung im 16. Jahrhundert aufgesetzt wurde. Beim Hineingehen wird der Blick gehalten von den Inschriften und der Gestaltungsart zweier gut restaurierter Epitaphe aus den Jahren 1746 und 1762. Welch eine Glaubenskraft, welch eine Bewältigung von Leben spricht uns durch diese Grabsteine an! Die alten Kirchenmauern erzählen von den Kämpfen und Opfern, die von den knapp 35 Weißenborner und Niederhohndorfer Bauersfamilien sowie von den Knechten und Mägden der beiden Vorwerke für die Erhaltung und Erweiterung ihrer Kirche immer wieder geleistet wurden.
Kriegswirren und Brand, Mißernten und Pestilenz - 1583 waren 72 Pesttote zu beklagen - brachten die beiden Dörfer oft an den Rand des Untergangs und machten das Kirchlein fast zur Ruine. Um diese Zeit wurde auch aus der althergebrachten Bezeichnung Weißenborner Kirche - gemeint war die als Martinskirche gegründete alte Dorfkirche - die offizielle Bezeichnung Johanniskirche Zwickau Nordwest.

Wenn man das Innere der Johanniskirche betritt, sind deutlich drei Baukörper erkennbar: die aus dem 13. Jahrhundert stammende Straßenkapelle (Altarraum und Sakristei); die im 14. Jahrhundert erweiterte und nun mehr völlig ausgebaute Dorfkirche mit dem imposanten Dachreiter und der Kassettendecke (Mittelschiff); schließlich die beiden 1886 angefügten Seitenschiffe mit den Emporen, die von starken Doppelsäulen aus Gußeisen getragen werden.
Rot gestaltete Kreuzrippen tragen das alte gotische Gewölbe, das nach neuesten Untersuchungen um 1250 erbaut worden ist.Diese drei Baukörper bilden seit der großzügigen Rekonstruktion und Erweiterung von 1886 durch Oskar Mothes die jetzige Gestalt der Johanniskirche. Die ursprüngliche Straßenkapelle bildet den östlichen Teil der Kirche, den heutigen Altarraum.
Altar, Tabernakel, Sakristei und Taufkapelle
Auf dem Altar erhebt sich das Kreuz mit der Jesusfigur. Leider ist von der ursprünglich vorhandenen Halbplastik des Heiligen Martin, der seinen Mantel teilt, nichts mehr vorhanden. Daher wurde 1938 ein neuer Altarschmuck eingeweiht:

Auf ein neu angefertigtes schwarz-goldenes Kreuz mit hohem Sockel wurde der um 1700 in barockem Stil aus Lindenholz geschaffene Leib des Gekreuzigten angebracht. Diese geschnitzte Christusfigur stammt aus einer Kirche im ostsächsischen oder niederschlesischen Raum. Links vom Altar befindet sich ein Tabernakel, das von einem inzwischen fast 800 Jahre alten schmiedeeisernen Gitter verschlossen wird. Hier wurden in vorreformatorischer Zeit die beim Abendmahl gewandelten Hostien aufbewahrt. Über dem Joch dieser Sakramentsnische ist die Inschrift "INRI" zu erkennen.

Gegenüber der Sakristei befindet sich die bei der 1886 erfolgten Verbreiterung der Kirche neu entstandene Taufkapelle. Sie überwölbt einige Gräber, die unmittelbar an der alten südlichen Außenmauer der Kirche lagen. Im Zentrum des Raumes befindet sich ein aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammender achtseitiger Taufstein mit gewundenem Rundschaft. Das Taufbecken von 1640 ist aus Messing getrieben.
Mittelschiff, Schwibbogen und Kanzel
Spätestens seit 1564 hatte die alte Dorfkirche die Ausmaße des heutigen Hauptraumes der Kirche innerhalb der vier Doppelsäulen erreicht. Betrachtet man den Raum von der Türe aus, so stechen der Schwibbogen und die Kanzel mit ihrer Farbigkeit ins Auge.
Der farbenfreudige Schwibbogen, heute wie in früheren Zeiten in den Farben des Regenbogens gemalt, erinnert an den Bund, den Gott mit den Menschen und der gesamten Schöpfung schloß. Der Corpus der Kanzel zeigt vier Evangelistenbilder und ist bei der großen Innenrenovierung in den Jahren 1981-1984 in den Originalfarben restauriert worden.
Kassetendecke und Orgel

Die Kassettendecke wurde 1684 eingebaut und in deftigem Bauernbarock farbig ausgestaltet. Auf der Empore über der Eingangstür befindet sich eine im Jahre 1990 eingeweihte mechanische Orgel der Firma Voigt aus Bad Liebenwerda. Das Instrument verfügt über zwei Manuale und 14 Register. Nach dem Kauf eines gebrauchten Orgelpositivs im Jahre 1690 war 1732 die erste komplette Orgel eingebaut worden.
Nach der zweiten und dritten Orgel in den Jahren 1854 bzw. 1913 ist das heutige Instrument die vierte Orgel in der Johanniskirche. Während ihres Einbaus und der Renovierung der Kirche wurden Teile des fast 300 Jahre alten Orgelprospekts im Turmgewölbe gefunden und behutsam restauriert. Die vier singenden Engelsfiguren und das verbindende Rankwerk wurden vom Zwickauer Bildhauer Irmisch im Jahre 1732 geschaffen.
Seitenschiffe, Anna-Selbdritt-Plastik und Glocken

Durch den Erweiterungsbau von 1886 und die damit verbundene "Rettung" der alten Dorfkirche hat der Innenraum eine Erweiterung erfahren, durch die die Proportionen der Kirche verändert wurden: Die Bankreihen nach links und rechts öffnen den Raum, machen ihn aber mehr breit als lang. So ist von diesen Plätzen aus die ursprüngliche Kapelle, der Altarraum, nicht mehr einzusehen.
Um den Blick der im südlichen Seitenschiff sitzenden Gläubigen zu sammeln, versetzte man deshalb 1983 den Taufstein, so daß er jetzt auf der rechten Seite zu betrachten ist.
Im nördlichen Seitenschiff wird der Blick des Besuchers gehalten von einer Anna-Selbdritt-Darstellung, einer Holzplastik, die der Zwickauer Holzschnitzer Peter Breuer um 1500 geschaffen hat.
Die Plastik stellt die Heilige Anna dar mit ihrer Tochter Maria auf dem einen und Jesus, ihrem Enkel, auf dem anderen Arm. Diese Anna-Selbdritt-Darstellung war zur Zeit des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen (1486-1526) sehr beliebt. Im Bauchbereich der Figur befindet sich eine kreisförmige Vertiefung, die ursprünglich zur Aufbewahrung einer Reliquie diente. Getragen wird das Kirchenschiff mit den rundumlauf enden Emporen von vier Säulenpaaren, die beim Erweiterungsbau von 1886 heiß umstritten waren, da mit ihnen technologisches Neuland beschritten wurde. Nicht Sandstein säulen sollten die Stützwände ersetzen, sondern gußeiserne Doppelsäulen, die die Arkadenwände tragen. Über ein Jahrhundert halten sie nun schon die gesamte Dachkonstruktion mit dem Dachreiter und dem Glockenstuhl. Im Glockenstuhl erinnern drei Glocken an die drei täglichen Gebetszeiten und rufen zu den Gottesdiensten.
Dazu ertönt jede volle Stunde die Stundenglocke, welche außen am Dachreiter zu sehen ist. Leider wurde das alte Bronzegeläut aus dem 15. Jahrhundert für die Rüstungsproduktion des Ersten Weltkriegs beschlagnahmt. Seither lassen vier gußeiserne Glocken ihre Stimmen über Weißenborn erschallen.
Wissenswertes zur Geschichte
Von der ersten Zwickauer Kirche bis zur Weihe der heutigen Moritzkirche
Südlich der heutigen Moritzkirche, in der Nähe von Osterweih- und Hölderlinstraße, lag im 12. Jahrhundert das Dorf Osterwyn (Osterweih) – die älteste nachgewiesene slawische Siedlung des einstigen Gaus Zwiccowe, der zur damaligen Zeit bis nach Thüringen reichte, wo Graf Wiprecht von Groitzsch regierte. Gräfin Bertha von Groitzsch – von Zeitgenossen vor allem wegen ihres christlichen Glaubens gerühmt – stiftete auf dem Boden des Dorfes Osterweih eine Marienkirche, die vom Naumburger Bischof Dietrich I. am 1. Mai 1118 geweiht wurde. In der Stiftungsurkunde dieser ältesten Kirche im Zwickauer Raum taucht erstmals der Name Zcwickaw auf – die früheste urkundliche Erwähnung Zwickaus.
Im Jahre 1212 wird die Kirche dann erstmals als Moritzkirche urkundlich erwähnt. Namensgeber der Kirche ist der spätere Schutzpatron der Stadt Zwickau, der Heilige Mauritius, Anführer der im dritten Jahrhundert in Oberägypten stationieren thebäischen Legion.
Heiliger Mauritius, WestportalDer Legende nach ließ sich Mauritius unter Kaiser Diocletian (243–316) im Winter 285 taufen – und mit ihm seine ganze Legion. Im darauf folgenden Jahr weigerte sich Mauritius, vor einer Schlacht in Gallien den römischen Göttern und dem Kaiser Opfer darzubringen. Wegen dieser Befehlsverweigerung wurden er und seine gesamte Legion von Mitkaiser Maximian am 22. September 286 in Agaunum (dem späteren Saint-Maurice) enthauptet. Schon bald erhoben Soldaten den christlichen Märtyrer zu ihrem Schutzpatron, später auch die Handelsleute, Tuchmacher, Färber, Glaser und Vertreter anderer Berufe.
Unter Kaiser Otto I. (912–973) wurden schließlich die Gebeine des Heiligen Mauritius und seiner Gefährten von Regensburg nach Magdeburg überführt. Auf dem Wege dorthin wurden die Reliquien während einer Rast einige Tage in Zwickau zwischengelagert. Diesem Umstand verdankt die Moritzkirche ihren Namen. Über dem Hauptportal befindet sich ein Fensterbild des Heiligen Mauritius – hier dargestellt mit Streitkeule, Schwanenschild und Kreuzesfahne. (Dank einer großzügigen Spende der Zwickauer Mauritius-Brauerei konnte das Fenster im Jahre 2003 originalgetreu restauriert werden.)
Zu einer Belagerung Zwickaus durch fünf Heere der Hussiten kam es vom 14. bis 19. Januar 1430. Da es ihnen nicht gelang, die Stadt einzunehmen, plünderten und verwüsteten sie die Vororte, darunter die Dörfer Pölbitz und Osterweih (letzteres seit 1334 nach Zwickau eingemeindet). Auch die Moritzkirche wurde niedergebrannt. Die bald wiederaufgebaute Kirche wurde dann im Dreißigjährigen Krieg 1632 erneut zerstört, als Zwickau unter den kaiserlichen Truppen (unter Holk und Wallenstein) sowie unter der Hauptmacht der Schweden (unter Bernhard von Sachsen) schwer zu leiden hatte. Alte Moritzkirche, um 1890
Diesmal dauerte es rund 43 Jahre, bis mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen werden konnte. Während dieser Zeit fanden die Mitglieder der Moritzgemeinde Zuflucht in der Katharinenkirche. Im Jahre 1680 schließlich wurde die Moritzkirche wieder geweiht: eine schlichte, lediglich mit einem Dachreiter versehene, kleine Saalkirche, die 1871 vollständig renoviert und mit einer neuen Orgel ausgestattet wurde.
Nach dem Silberbergbau im Erzgebirge Ende des 15. Jahrhunderts erlebte Zwickau im 19. Jahrhundert eine zweite große Blütezeit durch den Steinkohlebergbau. Die damit einhergehende Industrialisierung verhalf der Stadt zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung, der ein rasches Wachstum der Bevölkerung mit sich brachte.
So stieg die Zahl der Einwohner im Zeitraum zwischen 1830 und 1890 von rund 8.000 auf über 44.000 an. Auch die Zahl der Mitglieder der Moritzgemeinde erhöhte sich drastisch: Innerhalb von nur zehn Jahren (1880 bis 1890) war die Gemeindegliederzahl von etwa 5.000 auf rund 9.000 angewachsen und hatte sich damit fast verdoppelt.
Historische Innenansicht, vor 1910Neue Moritzkirche, 1902Die alte Moritzkirche war für die Gemeinde längst zu klein geworden, und so fasste man den Entschluss, eine neue, größere Kirche zu bauen. Aber nicht nur größer, sondern auch schöner, prächtiger und erhabener sollte sie werden – eine Zierde für das Stadtviertel sollte sie sein und vom Stolz der Zwickauer Nordvorstadt künden.
Ein deutschlandweiter Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, an dem sich 53 Bewerber beteiligten. Den 1. Preis erhielt der Entwurf des Architekten und späteren Kaiserlichen Baurats Jürgen Kröger (1856–1928) von der Firma Abesser & Kröger aus Berlin. Nach deren Plänen errichtete der Zwickauer Baumeister Wilhelm Junghanns (1845–1925) auf einem von der Gemeinde eigens dafür erworbenen Grundstück – nicht weit von der Vorgängerkirche entfernt – die neue Moritzkirche. Die Innenausmalung übernahm der evangelische Kirchenmaler Otto Berg (1861–1944). Die Kosten für den Bau beliefen sich auf rund 400.000 Mark. Am 20. März 1892 fand die Grundsteinlegung unter der heutigen Kanzel statt, und bereits am 11. Oktober des gleichen Jahres konnte das 15 Zentner schwere Kreuz auf die Turmspitze gehoben werden. Nach der Glockenweihe am 3. Oktober 1893 wurde die heutige Moritzkirche am 3. Dezember desselben Jahres, dem 1. Advent, mit einem Festgottesdienst feierlich eingeweiht.
Die alte Moritzkirche wurde im darauf folgenden Jahr – zum ersten Male in ihrer Geschichte friedlich – abgetragen.
1896 erhielt die neue Moritzkirche durch die Dresdner Firma Jehmlich eine Orgel mit zwei Manualen und 37 klingenden Stimmen. Nachdem der Innenraum bei Sanierungsmaßnahmen in den dreißiger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts jeweils einfarbig übertüncht worden war, konnte die Kirche seit Mitte der neunziger Jahre umfassend restauriert werden und präsentiert sich heute wieder in ihrer Originalgestalt aus dem Erbauungsjahr 1893.
Zur Restaurierung und zu weiteren geschichtlichen Details finden Sie hier die Ausstellungstafeln „800 Jahre Moritzkirche“ mit informativen Sachtexten und umfangreichem Bildmaterial:
Das Äußere des Kirchenbaus
Die Moritzkirche ist ein im typischen Stil des Historismus errichteter dreischiffiger Zentralbau, bei dem überwiegend neogotische und neoromanische Elemente, aber auch Anklänge an die Neorenaissance zu einer architektonischen Einheit verschmolzen sind. Der ganze Bau ist mit reliefartiger Backsteinornamentik überzogen, bei der rote unglasierte mit grün- und braunglasierten Ziegeln wechseln. Insgesamt weist die Kirche 116 unterschiedliche Ziegelprofile auf. Die westliche Giebelwand wird von zwei achteckigen Türmen mit Kegeldächern flankiert. Über dem Hauptportal sowie in den Seitenschiffen befinden sich große Fensterrosen. An den im Osten gelegenen Chorraum schließt sich ein Kranz aus fünf kleineren Kapellen an. Über der zentralen Hauptkuppel erhebt sich der mächtige Vierungsturm mit Pyramidendach und quadratischen Ecktürmen. Als Zentralbau mit Vierungsturm war die Moritzkirche seinerzeit das erste Beispiel dieses Bautyps in Sachsen und wurde daher für die nachfolgende Kirchenbauarchitektur stilprägend. Im Nordosten und Südosten befinden sich zwei symmetrisch zur Kirche angeordnete neogotische Pfarrhäuser, die zur selben Zeit wie die Kirche errichtet wurden und mit ihr ein einheitliches bauliches Ensemble bilden. Eines der beiden Häuser wird heute als Gemeindehaus genutzt.
Das Innere des Kirchenbaus
Das Innere der Kirche ist überwiegend im neogotischen Stil gehalten. Beim Eintritt in das Kirchenschiff umgibt den Betrachter der große, farbenprächtige Zentralraum, in dem keine tragenden Säulen die Sicht auf den Chorraum verstellen. Somit besteht von nahezu jedem der 1000 Plätze ein ungehinderter Blick auf Altar und Kanzel – ein Umstand, der neben der hervorragenden Akustik die Kirche auch für Konzerte regelrecht prädestiniert.
Altar, Kanzel und Lesepult, der Untersatz des Taufbeckens sowie die Kirchenbänke sind einheitlich aus Eichenholz gefertigt. Die nach oben auslaufenden Enden des Altaraufbaus sowie des Schalldeckels der Kanzel bilden jeweils die Dachform des Vierungsturmes nach. Die Rundbogenform der schmiedeeisernen Leuchter findet sich in den Fenstern und im Mauerwerk wieder. Wie das Äußere der Kirche sind auch die Innenwände mit roten Backsteinklinkern verblendet, die von glatten, bunt bemalten Flächen durchbrochen werden. Die Deckengewölbe sind mit farbenprächtiger Ornamentmalerei versehen, der Boden im Chorraum ist mit Mosaikmustern verziert. Im Inneren der Kirche wird deutlich, dass der gesamte Bau auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes errichtet wurde: So schließen sich an die Mittelkuppel des Langhauses nördlich und südlich zwei Seitenschiffe mit Emporen an, die das Querhaus bilden.
Sowohl die Seitenschiffemporen als auch die Orgelempore auf der Westseite ruhen auf gedrungenen, im Stil der Neorenaissance gehaltenen Säulen mit korinthischen Kapitellen. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt 51 Meter, die Breite 27 Meter, und der Turm misst einschließlich des goldenen Kreuzes 71 Meter. Das Kirchenschiff im Inneren ist 36 Meter lang, auf Höhe der Seitenemporen 26 Meter breit und in der Vierungskuppel 20 Meter hoch.
Fenster
An den Fensterbildern wird ersichtlich, dass die Moritzkirche eine Kirche des Wortes und des Sakramentes und damit ein evangelisch-lutherischer Kirchenbau im besten Sinne ist: Die Glasmalereien der Chorraumfenster zeigen den auferstandenen Christus sowie die ihn verkündigenden Evangelisten, während auf den beiden großeDer Evangelist Johannesn Rosettenfenstern der Seitenschiffe die Taufe Jesu im Jordan und das Abendmahl mit den Emmausjüngern zu sehen sind.
Sämtliche Fenster der Kirche stammen aus der Werkstatt des Dresdner Glaskunstmalers Bruno Urban (1851–1910) und sind original erhalten. Im einzelnen stellen die Fenster folgende Motive dar: In der Mitte der fünf Chorraumfenster ist der Auferstandene mit dem Segensgestus zu sehen. Die übrigen Fenster zeigen von links nach rechts die vier Evangelisten mit ihren auf den Propheten Hesekiel (Kap. 1) zurückgehenden jeweiligen Symbolen – Matthäus mit dem Engel (der die Menschwerdung Christi Der Evangelist Marcusverkündete), Marcus mit dem geflügelten Löwen (als Ausdruck für die Kraft seiner Auferstehungsverkündigung), Lukas mit dem geflügelten Stier (als Zeichen für die sein Evangelium erfüllende Opfergesinnung) und Johannes mit dem Adler (der den Himmelsflug der Gedanken des Evangelisten verkörpert).
Während die ersten drei Evangelisten jeweils mit Schreibfeder und Buch dargestellt sind, hält Johannes als ein weiteres ihn kennzeichnendes Attribut einen Giftbecher in der Hand, dessen Inhalt ihm aber nichts anhaben konnte. Der Legende zufolge weigerte sich der Evangelist, im Artemistempel in Ephesos den Opferkult zu vollziehen. Aristodemus, Oberpriester des Artemiskultes, zwang ihn deshalb, von dem Gift zu trinken, an dem zwei Verbrecher vor den Augen des Evangelisten gestorben waren. Johannes schlägt jedoch das Kreuz über dem Becher, worauf das Gift in Form einer Schlange entweicht und er gefahrlos trinken kann. Nachdem er seinen Mantel über die zwei toten Verbrecher geworfen hatte und diese wieder zum Leben erwacht waren, bekehrte sich Aristodemus.
Die nördliche Fensterrose zeigt, wie der betende Jesus im Jordan von Johannes dem Täufer aus einer Muschel die Taufe empfängt. Der Stab des Täufers in Form eines Kreuzes deutet hierbei bereits auf den künftigen Opfertod Jesu hin. Neben den rechts befindlichen irdischen Zuschauern ist auf der linken Seite ein Engel zugegen, der Jesu Gewand hält. Von oben schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herab (Matthäus 3, 13–17). In der Fensterrose der südlichen Seitenempore ist der auferstandene Christus mit den beiden Jüngern zu sehen, die sich auf dem Wege nach Emmaus befinden. Nachdem er ihnen die Schrift ausgelegt hatte, teilte er ihnen das Abendmahl aus. Hierbei erkennen die beiden schließlich, wen sie vor sich haben (Lukas 24, 13–35). Das Rosettenfenster über der Orgelempore zeigt einen Engel, der auf das Wort aus Epheser 5, 19 hinweist: „Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielet dem Herrn in euren Herzen.“
Vier Engel auf den im westlichen Langhaus sich befindenden Seitenfenstern kommen dieser Einladung mit Worten hymnischen Lobgesangs nach. Von der Nordseite angefangen bis hin zur Südseite ist auf ihren Spruchbändern zu lesen: „Danket dem Herrn“ (Psalm 118, 1), „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (Psalm 98, 1), „Heilig, heilig, heilig“ (Jesaja 6, 3) und „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Lukas 2, 14). Über dem Hauptportal befindet sich ein Fensterbildnis des Namensgebers der Kirche: der Heilige Mauritius – hier dargestellt mit Streitkeule, Schwanenschild und Kreuzesfahne. Die Jahreszahlen auf dem Fenster weisen auf den Vorgängerbau der Kirche hin, der 1680 wiederaufgebaut worden war und schließlich im Jahre 1893 durch die heutige Moritzkirche abgelöst wurde.
Altar, Lesepult, Kanzel und Taufbecken
Auf dem von der Zwickauer Holzbildhauerfirma Gebrüder Kästner geschaffenen Hochaltar sind neben Christus als Vollfigur in Gestalt des guten Hirten (Johannes 10) zu beiden Seiten die Apostel Petrus (links) und Paulus als Halbfiguren dargestellt.
Dazwischen befinden sich reliefartige Holzschnitzereien mit den Elementen Brot und Wein, durch die in der Feier des Heiligen Abendmahles sich der auferstandene Christus den Gläubigen leibhaftig zueignet. Auf der Spitze wird der Altar von einem großen Kruzifix gekrönt. So kann der Betrachter, der aus dem Kirchenschiff auf den Chorraum blickt, Christus in dreifacher Weise wahrnehmen: in der Mitte des Altars als Jesus von Nazareth, der zu den Menschen als der gute Hirte gesandt wurde; darüber als den Gekreuzigten, der sein Leben für die Menschen gab und sie von der Macht der Sünde errettete; dieses zentrale Erlösungsmotiv des gekreuzigten Gottessohnes wird schließlich vom Licht des auferstandenen Christus umfangen, der über dem Kruzifix auf dem mittleren Chorraumfenster zu sehen ist. Sämtliche Altar- und Kanzelfiguren schuf der Berliner Bildhauer und Holzschnitzer Albert Werner-Schwarzburg (1857–1911).
Elia MoseDas Lesepult trägt die Aufschrift: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren“ (Lukas 11, 28); das holzgeschnitzte Rosenrankwerk symbolisiert das blühende Leben, das aus dem Gotteswort entspringt.
Die reich mit ornamentalen und figürlichen Schnitzereien verzierte Kanzel stammt aus der Werkstatt des Zwickauer Holzbildhauers Gustav Schneider. Auf ihr sind neben Christus mit dem Segensgestus zwei zentrale Figuren des Alten Testaments zu sehen, die in der neutestamentlichen Verklärungsszene (Matthäus 17, 1–9) genannt sind: links von Christus der Prophet Elia mit einem Brot und einem Raben (1. Könige 17, 2–6), rechts Mose mit den Gesetzestafeln (2. Mose 34, 27–29). Elia als Repräsentant der Prophetie und Mose als Vertreter des göttlichen Gesetzes zeigen an, dass das ganze Gesetz und die Propheten erfüllt sind in Jesus Christus.
Das mit reicher Ziselierung versehene Taufbecken ist aus Messing getrieben und trägt als Inschrift Worte aus der Kindersegnung: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ (Markus 10, 14).
Statuen, Gedenktafel, Orgel und Glocken
LutherstatueDie sieben in den Nischen des Langhauses stehenden lebensgroßen Statuen stellen – im Chorraum angefangen – den Reformator Martin Luther (1483–1546) mit der Bibel in den Händen dar sowie sechs Apostel mit ihren jeweiligen ikonographischen Attributen: Petrus mit dem Schlüssel, auf der Die erste Orgel, um 1900gegenüberliegenden Seite Paulus mit dem Schwert; auf der westlichen Seite der Vierung befinden sich Philippus mit dem Taukreuz und gegenüber Thomas mit dem Krummstab; abgeschlossen wird die Reihe durch Jakobus den Älteren mit dem Pilgerstab und Jakobus den Jüngeren mit der Walkerstange.
An der nordwestlichen Seitenwand ist eine Gedenktafel angebracht, die an die über "500 Brüder" erinnert, welche als Soldaten im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Aus den Akten der damaligen Zeit geht jedoch hervor, dass es mehr als 1.600 Gemeindeglieder waren, die im Krieg gefallen sind.
Auf der Westempore über dem Hauptportal befindet sich eine dreimanualige mechanische Jehmlich-Orgel, welche über 40 Register und 3029 Pfeifen verfügt. Ihr heutiges Erscheinungsbild stammt aus dem Jahre 1962, in dem sie die alte Orgel von 1896 ablöste. Diese hatte zwei Manuale und 37 Register. Beim Bau der neuen Orgel wurden Teile des alten Instruments wiederverwendet.
Das Geläut im Turm der Kirche wurde 1922 erneuert, nachdem zwei der drei von der Dresdner Firma Bierling gegossenen Glocken im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden waren. Das neue Geläut wurde vom Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation gefertigt. Es besteht aus drei Glocken, die zusammen einen verminderten Dreiklang in den Tönen h–d–f erklingen lassen. Die große Glocke ist versehen mit der Inschrift Christus, der Name der mittleren lautet Paulus, und die kleine Glocke trägt die Inschrift Luther.
Beim Anklicken der folgenden Panoramabilder öffnen sich bewegte Rundumpanoramen, die den Innenraum der Moritzkirche und die rund um die Kirche angrenzende Nordvorstadt zeigen.
Zwei Rundumpanoramen des Innenraums
Rundumpanorama der Moritzkirche mit angrenzender Nordvorstadt
Fotos: Archiv Moritzgemeinde; Panoramabilder: Ralph Kerzig, Zwickau.
Ein Hinweis des Fotografen der Panoramabilder: Die Moritzkirche auf Papier, Postkarten, Poster und andere Fotogeschenke können Sie unter folgendem Link bestellen: http://www.panoramic-pictures-world.com/img/iy3tkq?l=de