#osternfindettrotzdemstatt Folge 6 Gründonnerstag II

[9.April 2020 – abends und nachts] Frank Pauli

Das einsame Gebet Jesu, die Verlassenheit, die Zerrissenheit in dieser Welt und das unbedingte Vertrauen darauf, dass der Wille Gottes zum Guten führt

Verrat durch einen Kuss, intime Enttäuschung, Freunde, die nicht helfen können

der heimliche und geheime Prozess, die öffentliche Verleugnung, bittere Tränen

All das lesen wir in: Die Bibel, Matthäusevangelium Kapitel 26, Verse 30-75

„Bleibet hier und wachet mit mir – wachet und betet“ EG 789.2 Wenn Sie mögen stimmen Sie dieses Lied immer wieder am Abend und in der Nacht an.

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#osternfindettrotzdemstatt Folge 5 - Gründonnerstag

[9. April 2020]

Jesus wollte mit seinen Freunden das Passah-Fest feiern. Das es das letzte Mal sein sollte, dass er mit ihnen eine Mahlzeit isst, wussten sie nicht. Er machte aus der Mahlzeit am Abend das Abendmahl.

Aus der Erinnerung an die Befreiung wurde das Mahl der Liebe und Hingabe. Zum Passah-Fest-Mahl deutet Jesus den Laib Brot als Zeichen für seinen Leib den er als Opfer hingibt und den Weinkelch als Zeichen für sein Blut, das vergossen werden wird. Er tut beides für uns, für dich und mich, stellvertretend, aufopfernd – weil wir es nicht können, nicht gelernt haben, nicht wollen und es doch getan werden muss.

Das Abendmahl feiern Christen seitdem. Eine Mahlzeit der Liebe. Heute können wir nicht gemeinsam Abendmahl feiern. Aber heute feiern wir gemeinsam trotzdem - jeder und jede zu Hause an den Bildschirmen eine Agape-Feier. Eine Mahlzeit der Liebe. Das brauchen wir dazu. Und er feiert mit uns: Landesbischof Tobias Bilz um 17 Uhr auf youtube.

Seid gesegnet, euer Pfarrer Frank Pauli

#osternfindettrotzdemstatt Folge 4 - Karmittwoch

[8. April 2020] von Thomas Reuter

IMG 20200405 WA0005Von Hundert auf Null

Sie hätten es wissen können. Aber die Angst war stärker.

Aller Halt war ihnen weggerutscht. Jesus, in den sie alle Hoffnungen gesetzt hatten. Jesus, für den sie ihr altes Leben aufgegeben hatten. Jesus, der doch gesagt hatte, er sei Gottes Sohn. Dieser Jesus war tot. Gefangen genommen, vor Gericht gestellt, gefoltert, von Soldaten verhöhnt, ans Kreuz geschlagen. Alle Gewissheiten waren dahin.

Karfreitag. Die Jünger hatten sich in ihrer Angst und Hilflosigkeit zurückgezogen, sozusagen in selbst gewählte Isolation begeben. Alles dunkel, kein Hoffnungsschimmer, innerhalb weniger Stunden von Hundert auf Null.

Von Hundert auf Null – das erinnert an unsere Situation. Auch vielen von uns sind Gewissheiten weggebrochen, die noch vor wenigen Wochen selbstverständlich waren. Und nun: Wie würde sich eine Ansteckung bei mir auswirken? Wie schütze ich meine Kinder, meine Eltern? Was wird aus meinem Geschäft? Droht die Arbeitslosigkeit? Werde ich meine Kredite bedienen, meine Miete bezahlen können? Ist die Versorgung gesichert? Wird unser Gesundheitssystem standhalten? Wen kann ich fragen, wenn ich Hilfe brauche?

Aber dann der Ostersonntag. Der Stein weggerollt, das Grab leer. Der auferstandene Jesus zeigt sich seinen Jüngern. Und da erinnern sie sich: Hatte er uns nicht gesagt, dass er den Tod überwinden wird? Warum haben wir nicht daran gedacht, als alles um uns und in uns dunkel war?

Das raten Zukunftsforscher: Sich einen unbeschwerten Augenblick vorzustellen, von dem aus man auf die schwierige Gegenwart zurückschaut. Worauf freuen Sie sich? Mit Freunden in einem Straßencafé auf dem Hauptmarkt einen Cappuccino zu genießen? Zwischen hunderten Fans von der Tribüne aus den FSV anzufeuern? Nach dem Gottesdienst noch vor der Kirche zusammenzustehen und zu plaudern? Einfach beim Spazieren stehenbleiben und mit Bekannten schwatzen zu können, ohne Sicherheitsabstand? „Weißt du noch, damals, als wir von Hundert auf Null vollbremsen mussten?“

Gegenüber Jesu Jüngern haben wir einen großen Vorteil. Die Jünger wussten am Karfreitag nicht, wie die Sache ausgehen würde. Wir wissen: Ostern kommt. Jesus hat den Tod besiegt.

Er ist der Herr der Kirche, der Herr der Welt. Er begleitet uns durch diese Krise.

#osternfindettrotzdemstatt Folge 3 - Kardienstag

[7.April 2020] Frank Pauli

Neuer Tag – neues Glück. Das Alte hinter sich lassen und vergessen. Lieber nicht! Was war da noch gestern? Eine Frau kam ins Haus, als Jesus und seine Freunde gerade zu Tische lagen. Schöne Erscheinung. Gespräch unterbrochen. Da kippt sie das teure Öl über seine Füße und dann auch über sein Haupt. Vorsichtig. Er lässt es sich gefallen. Sie begreifen nicht, sie schon. Sie hat ihn mit dem kostbaren Nardenöl gesalbt – zum König erklärt. So war das damals. Wer König sein will, muss gesalbt werden. Vorab wird Jesus v. Nazareth zum Gesalbten, zum Messias, zum Christus erklärt. Noch bevor er vollumfänglich wirksam wird.

Und heute: Fangfragen -sollte Gott wirklich? Ist dieser Jesus etwa? Hilft er? Naja, wenn nicht wird’s schon nicht schaden. Fangfragen auch damals öffentlich. Und im Hintergrund: schon zum Tode verurteilt dieser Jesus. Aus Angst und Neid und Missgunst. Wegen der Hybris (dem Hochmut) der vermeintlich Herrschenden.

Dass der Messias Gottes zwar todzukriegen ist, aber nicht im Tode bleibt, sondern von neuem lebendig wird und ewig bleibt, konnten sie nicht wissen – ich aber will es glauben:

„Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandkraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßte alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, daß Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern daß er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet. (Dietrich Bonhoeffer in Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 30f.)

#osternfindettrotzdemstatt Folge 2 - Karmontag

[6. April 2020] Frank Pauli

Gleich am ersten Tag der Woche geht es richtig los! Nichts von Wochenendmüdigkeit oder etwaigem Schwelgen und Hosianna-Singen in den süßen Erinnerungen der freien Tage. Mir sind solche Leute ja suspekt: montags schon voller Power und Tatendrang, dazu vielleicht sogar noch freundlich?

Freundlich war Jesus an diesem Montag in Jerusalem nicht: Einen Feigenbaum verflucht er, weil er keine Frucht bringt. Da war er auf dem Weg in den Tempel, das Heiligste, die Wohnung Gottes – sozusagen die eigene Heimat. Was er dort vorfand? Kein Bethaus – eine Räuberhöhle hatten die Menschen daraus gemacht: Religion und Glauben zum Kaufen und Verkaufen. Voraussetzungen, die ich selbst schaffen erfüllen muss, damit ich Gott nahe sein kann – und er mir.

Das konnte er, Jesus, nicht so stehen lassen. Über den Haufen warf er nicht nur die Tische der Geldwechsler und Händler im Tempel, sondern auch die Vorstellungen des religiösen Establishments. Ein gutes Gewissen soll nicht käuflich zu erwerben sein. Ein schlechtes Gewissen kann ich nicht einfach mit einer Spende übertünchen. Gott ist nicht käuflich und seine Gnade nicht billig. Die Menschenwürde kann man nicht zu Markte tragen. Arbeit und Leistung sollen gerecht entlohnt werden und jeder und jede soll genug zum Leben haben. Das heißt auch mehr als getreu dem Motto Bert Brechts: „Erst kommt das Fressen und dann die Moral“ (und die Religion, Anm. d. Verf.). Jesus räumt im Herzen des damaligen religiösen Jerusalems auf!

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Jesus kommt in den Tempel, das Wichtigste. Wenn er heute zu dir kommt, dann kommt er in dein Heiligstes: in dein Herz und deinen Verstand. Er will dein Heiliger sein und dich heilig machen. Was würde er bei dir umstoßen, welche Prioritäten neu setzen? Welche Vorstellungen, welches Handeln willst du schon lang über Bord werfen. Wo bringst du bisher gute Lebensfrüchte, wo produzierst du Ausschuss? Lass dir von Jesus zeigen, wo du mit der Hilfe Gottes in deinem Leben aufräumen darfst: wo du Schuld vergeben darfst und wo du um Verzeihung bitten solltest. Wo du um der Sache willen die Menschen übergangen hast – auch dich selbst. Wo du immer wieder anfängst mit Gott zu verhandeln. Wo du ihn, und/oder dich selbst oder/und deine Mitmenschen vergessen hast.

Sag es ihm im Gebet. Wie das geht? Vielleicht so: such dir einen bequemen Platz, lass dich von keinem anderen Menschen stören. Sprich laut oder leise oder in Gedanken: „Herr Gott ich bin hier. Herr Gott, du bist hier. Danke.“ Dann rede einfach weiter über das, was dich gerade bewegt oder schweige und höre, was dir Gott sagen will. Wenn du meinst jetzt ist gut so, dann sprich: „Danke Gott, du warst da, ich war da, geh nun mit mir weiter durch den Tag/die Nacht bis wir wieder miteinander reden. Amen.“

#osternfindettrotzdemstatt Folge 1 - Palmsonntag

[5. April 2020] Frank Pauli

Palmsonntag und keine Konfirmation, Anzug und Kleid bleiben im Schrank hängen, der Umtrunk abgesagt, das Buffet abbestellt. Ihr lieben Konfirmanden und Konfirmandenfamilien: Wir werden das nachholen, Gott weiß wann genau – aber wir wissen, dass!

Palmsonntag 2020 und kein Gottesdienst, aber der Start in die Karwoche, die mit dem Osterfest überwunden wird, denn Ostern findet trotzdem statt. Nicht  so wie gewohnt, aber so wie wir es in diesen Zeiten feiern dürfen: Gott hat Jesus Christus auferweckt von den Toten, Jesus Christus ist Auferstanden und der Geist Gottes lässt uns seine Nachfolger werden, sein und bleiben.

Palmsonntag heißt Jesus kommt in die Hauptstadt seines Landes, Menschen freuen sich und breiten Zweige und Blumen, Mäntel und Kleidung vor seinem Weg aus – so wie wir einen roten Teppich ausrollen würden. Es sind die gleichen Menschen, die wenige Tage später rufen: Kreuzige Ihn! So sind wir Menschen manchmal: wankelmütig und unberechenbar. Helmut Schmidt, der ehemalige deutsche Kanzler sagte einmal sinngemäß: In der Krise offenbart sich der Charakter des Menschen. Lasst uns auch in dieser Krise Charakter zeigen, also Liebe zeigen, die Würde des Menschen achten und nicht den Glauben an den „König Jesus Christus“ verlieren.

Mit #osternfindettrotzdemstatt begehen wir im Kirchspiel Zwickau Nord dieses Jahr die Karwoche und gehen den letzten Weg, die letzten Stationen auf dem Lebensweg Jesu mit. Wir erinnern uns an sein Wirken und Feiern nicht erst am Ende seine lebendige Wirksamkeit unter uns. Wir lassen uns trösten, stärken, ermutigen. Wir beten und lesen in der Bibel. Wir hören auf die Stimme Gottes, die uns in uns selbst, unserem Nächsten und seiner Gemeinschaft anspricht. Wir gehen auf Ostern zu und müssen doch erst durch Leid, Enttäuschung, Angst und Ungewissheit hindurch. In alledem wissen wir uns begleitet von unserem Gott. Auch in unserer Not ist er da und flieht nicht, weder heute in der Corona-Krise, noch damals in Jerusalem und Golgatha, noch irgendwann!

Heute begleitet er uns auch durch das Lied „Für mich gingst du nach Golgatha“ (im Liederbuch „Singt von Hoffnung“ Nr. 012), gespielt von Doreen Feldheim auf der Orgel der Johanniskirche Zwickau-Weißenborn.

Livestream-Gottesdienst aus der Dreikönigskirche in Dresden am Sonntag Palmarum, 5. April 2020

Wir laden Sie für den 05. April 2020 um 11:00 Uhr herzlich zum Livestream-Gottesdienst aus der Dreikönigskirche (Haus der Kirche) Dresden-Neustadt ein. Die Predigt hält Oberlandeskirchenrätin Margrit Klatte.

Sie können den Gottesdienst direkt über den Youtubekanal der Landeskirche verfolgen.

Den Gottesdienstablauf finden Sie unter diesem Link.

Vom Weizenkorn und anderen Samenkörnern

[4. April 2020]

Liebe Leser*innen,

wie hat sich doch in diesem Jahr urplötzlich alles verändert. Nichts konnte mehr wie geplant durchgeführt werden.

In der Christenlehre hatte ich ein siebenwöchiges Projekt vorbereitet: Sieben verschiedene Passions- und Ostergeschichten wollte ich mit den Kindern mit allen Sinnen erleben. Wir sind nur bis zur dritten Station gekommen: Das letzte Abendmahl. Wir haben zusammen Fladenbrot und Traubensaft geteilt, haben uns dabei über unsere Sorgen und Freuden unterhalten und die Geschichte vom Passamahl der Jünger mit Jesus gehört.

Tulpen

Im Mittelpunkt standen die Worte Jesu bei diesem Mahl. Folgende Worte können uns gerade jetzt ein Trost sein. Als den Jüngern angst und bange wird bei der Ankündigung Jesu, dass er nur noch für kurze Zeit bei ihnen sein wird, spricht Jesus: „Erschreckt nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht!“ (Joh. 14,1 und 12,24) Ein Geheimnis liegt in diesen Worten verborgen: Sterben und doch leben. In den nächsten Tagen denken wir wieder an den Leidensweg Jesu, an sein Sterben. Aber mit seinem Tod ist ja nicht alles aus und vorbei. Es geht erst richtig los!

Ich wollte mit den Kindern dieses „Fruchtbringen“ erleben, indem wir Weizenkörner aussäen und dann Woche für Woche sehen, was daraus entsteht. Leider kam es nicht mehr dazu. Vielleicht haben Sie ein paar Weizenkörner oder anderen Samen zu Hause und säen ihn noch aus, um dieses Wunder des Grünens und Vermehrens zu erleben.

Ich wünsche Ihnen dabei viel Geduld und Freude.

Bleiben Sie alle behütet und gesund!

Ihre Bettina Reuter

Impressionen aus Pfarrers Arbeitszimmer...

[3. April 2020]

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege... (Die Bibel, Psalm 119, Vers 105)

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Lichtblicke

[2. April 2020] von Bianka Röhr

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Dienstag und Mittwoch sind unsere JG-Tage. Die fallen nun weg, was die JG vor Ort betrifft. Aber wir haben uns online getroffen, gechattet, ausgetauscht, Lieder angehört, gebetet ... Natürlich ist der unmittelbare Kontakt schöner. Aber in Gedanken beieinander zu sein und sich an den gemeinsamen Liedern, den Gedanken der anderen und einem kleinen Bild unserer JG-Kerze zu erfreuen, schafft doch ein Mögliches an Gemeinschaft, so gut es eben geht. Ein schöner Lichtblick in unserem veränderten Alltag, getragen von der Hoffnung auf die Zeit "danach".

Lichtblicke sind auch die vielen Hilfsangebote, die uns aus den Gemeinden erreicht haben, für jene Gemeindeglieder unter uns, die auf Hilfen im Alltag angewiesen sind. Viele kommen noch allein oder mit Hilfe ihrer Familien zurecht. Aber es ist ein beruhigendes Gefühl für alle, zu wissen, dass es Hilfe gibt, wenn sie gebraucht wird. Allen Bereitwilligen ein herzliches Dankeschön!

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